Kim Bui mit Innenminister Thomas de Mazière und Fabian Hambüchen.

Flatow-Medaille für Kim Bui

Es gibt vermutlich keine zweite ähnlich große Ehre im Turnsport. Die Flatow-Medaille wird Persönlichkeiten verliehen, die sich durch sportliche Leistung und vorbildhaftes Verhalten auszeichnen. Und STB-Turnerin Kim Bui darf sie jetzt ihr Eigen nennen.

In einem der wichtigsten Baudenkmäler im historischen Zentrum Berlins, dem Alten Stadthaus, erhielten drei besonders sportlich erfolgreiche und vorbildliche DTB-Athleten die Flatow-Medaille des Deutschen Turner-Bundes.

Es waren dies die Turnerin Kim Bui, der Turner Fabian Hambüchen sowie der niederländische Turner Epke Zonderland. In feierlichem Ambiente, musikalisch untermalt vom Duo „Oscars Delight“ begrüßten DTB-Präsident Dr. Alfons Hölzl und der Senator für Inneres und Sport Berlin, Andreas Geisel, die mehr als 150 Gäste. Die Festrede hielt der Bundesminister des Innern, Dr. Thomas de Maizière. Nach den Laudationes im 1911 eingeweihten Bärensaal folgte die Verleihung der Sportplakette des Bundespräsidenten an zwei deutsche Vereine.

Die Flatow-Medaille, die erstmals 1987 in Berlin vergeben wurde, verleiht der DTB zur Mahnung an die Rolle der Turnbewegung im Nationalsozialismus bei ihren Turnfesten, jetzt bereits zum achten Mal. Dieser Ehrenpreis geht an durch sportliche Leistung und vorbildhafte Persönlichkeit sich  auszeichnende Turner. Die Medaille stellt eine posthume Ehrung für die Berliner Turner Alfred und Gustav Felix Flatow dar, die als Juden 1933 gezwungen wurden, die Mitgliedschaft in ihren Vereinen aufzugeben und die im Konzentrationslager Theresienstadt eines gewaltsamen Todes starben. Sie dient der Erinnerung an die Judenverfolgung innerhalb der Turn-und Sportbewegung und ist als Mahnung zu verstehen, die Ausgrenzungen und Ermordungen nicht zu vergessen.

Nach der musikalischen Eröffnung begrüßte DTB-Präsident Hölzl die illustren Gäste. Besonders erfreut zeigte er sich über die Teilnahme des Bundesministers des Innern, Thomas de Maizière. Die Traditionspflege, so der DTB-Präsident, sei ein herausragendes Merkmal der Turnbewegung. Er halte es für gut, dass auch die Verleihung der Sportplakette zum 100-jährigen Bestehen von Turn- und Sportvereinen im Programm integriert sei – und dies im Bärensaal, in dem 2011 das 200-jährige Bestehen des Turnens mit der Errichtung des Turnplatzes in der Hasenheide  gefeiert wurde.

Zur Tradition gehöre mittlerweile auch die Verleihung der Flatow-Medaille seit inzwischen 30 Jahren. Er sprach die Lebenswege der Cousins Flatow an und mahnte als Folge der Geschichte: „Nie wieder darf es eine Ausgrenzung von Mitmenschen und Mitgliedern unserer Gemeinschaften geben.“ Die heutigen Träger der Flatow-Medaille sollen in Erinnerung an beide Berliner Turner ein Vorbild sein, vor allem für Kinder und Jugendliche in der Turnbewegung.

Die Laudationes für die Preisträger hielt DTB-Vizepräsidentin Prof. Dr. Annette Hofmann und erläuterte die Bedingungen zur Vergabe der Flatow-Medaille. Sie betonte, alle drei hätten diese in besonderem Maße erfüllt. Sie hätten sich im Laufe ihrer erfolgreichen Sportkarriere zu Persönlichkeiten entwickelt, an denen sich nachkommende Generationen ein Beispiel nehmen könnten bzw. dies bereits tun.

Kim Bui turne seit 13 Jahren auf konstantem Niveau in der Weltelite. Sie war und sei maßgeblich am Aufschwung des Frauenturnens im DTB beteiligt. Ihr größter Einzelerfolg war die Bronzemedaille am Stufenbarren bei der Heim-EM 2011 in Berlin. Wertvoll sei auch ihr turnerisches Können innerhalb des Turnteams Deutschland. Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio schaffte das Team den sechsten Platz in der Mannschaftswertung. Trotz zahlreicher Rückschläge kehrte sie stets zum Turnen zurück. Strahlend nahm die gebürtige Tübingerin die Glückwünsche und Auszeichnungen entgegen. Diese seien etwas Besonderes für sie. Sie zeigte sich gerührt und betonte, sie wolle ein fröhlicher und begeisterter Repräsentant des Turnens sein.

„Wenn ich mich in meiner Laudatio für Fabian Hambüchen und Epke Zonderland an ihren sportlichen Erfolgen entlang hangeln müsste, verpassten wir die Stadiongala“, meine die Laudatorin amüsiert. Beide sind Olympiasieger am Reck: Epke 2012 in London, Fabian 2016 in Rio; beide wurden Weltmeister am Reck: Fabian 2007 in Stuttgart, Epke 2013 und 2014; beide wurden Europameister am Reck:  2005, 2006, 2007, Epke 2011 und 2014.

Mit Fabian Hambüchen habe das Männerturnen dank seiner Erfolge Auftrieb erhalten und sei salonfähig geworden. Die Medaille für den verhinderten Epke Zonderland nahm stellvertretend für ihn Hugo Holland, Schatzmeister des Niederländischen Turnverbandes entgegen. Der Preisträger Fabian Hambüchen berichtete launig über seine freundschaftliche Beziehung zu dem holländischen Sportfreund und die gemeinsamen Erlebnisse bei Wettkämpfen. “Wir hatten wunderschöne Jahre zusammen.“ Seine Freude über die Auszeichnung in der „schönen location“ war groß.

Erika Dienstl, Ehrenmitglied des DOSB, zeichnete den Männerturnverein Altendorf, gegründet 1897 aus Niedersachsen und die Segler-Vereinigung Tegel von 1917 mit der Sportplakette des Bundespräsidenten aus. Seit 1984 gibt es diese Auszeichnung für mehr als 100-jährige Vereine. Erika Dienstl dankte den Vertretern beider Vereine für ihr großes gesellschaftliches Engagement und für ihre außergewöhnlichen Beiträge im Sport.

Nach dem Schlusswort des DTB-Präsidenten, klang die Feierstunde mit einem musikalischen Beitrag von Oscars Delight aus.

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